DENKEXKURS 65

Eine kleine Parabel aus Hollywood: Zwei Wölfe kämpfen gegeneinander. Der eine steht für die Finsternis, die Resignation. Der andere repräsentiert das Licht, die Zuversicht. „Welcher wird gewinnen?“, fragt die Filmtochter den Filmvater. Seine Antwort: „Der, den Du fütterst.“ Irgendwie einleuchtend. Doch was frisst so ein Wolf eigentlich, also metaphorisch betrachtet?

Der eine zehrt vermutlich vom Destruktiven, der andere nähert sich vom Mut Machendem. Allerdings, nichts ist so faszinierend wie schlechte Nachrichten. In den sogenannten sozialen Medien wird jede Hiobsbotschaft (völlig unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt) im Schnitt viermal so oft geteilt, wie eine positive Nachricht. Das bleibt nicht ohne Folgen: Die allgemeine Verunsicherung steigt, Zukunftsängste nehmen zu, wir geraten zunehmend unter Druck. Die Auswirkungen sind überall zu beobachten, gesellschaftlich, politisch, privat. Tja, momentan läuft es nicht besonders gut, außer für den dunklen Wolf natürlich. Ist er also zwangsläufig der Gewinner? Nix da! Wir können den hellen Wolf immer wieder verwöhnen und glücklich machen.

Zwei Hinweise: ‚Das Glück liegt in den kleinen Dingen‘ und ‚Das Glück liegt in den großen Dingen‘ – ganz schön profan angesichts der Weltlage, stimmt. Das Glück in den kleinen Dingen offenbart sich bekanntermaßen in einer herzlichen Umarmung, einem wärmenden Sonnenstrahl oder auch dem unversehrten Überstehen einer Joggingrunde. Das Glück in den großen Dingen gibt es auch – wir finden es im Miteinander, in der Freundschaft, der Verbundenheit, der Liebe. Das sind sie, die kleinen und großen Happen, die den hellen Wolf in uns nähren und uns die Kraft geben, den Kopf zu heben, so dass wir nach vorne blicken können und unsere Handlungsspielräume erkennen. Denn die haben wir.

Es ist klar: Es gibt unzählige kleine und auch größere Schräubchen, an denen wir drehen können – wir haben es selbst in der Hand. Wie heißt es so schön: ‚Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung!‘ Niemand erwartet, dass wir von heute auf morgen unser Leben komplett umkrempeln – was eh in den wenigsten Fällen nötig sein dürfte. So sei’s drum, wichtig ist: Jeder Schritt zählt.

Die Offenheit, die Sie ausstrahlen, das Lächeln, das Sie verschenken, die zugewandte Geste – das alles wird zurückgegeben und kommt zu Ihnen zurück. Und genauso könnte es mit der Zuversicht sein, die uns das Erkennen einer echten Perspektiven ermöglicht. Wir können es doch mal ausprobieren, schaden wird es sicher nicht. Und wenn es klappt, heißt es irgendwann: Gute Nacht, böser Wolf, verkriech Dich in Deine dunkle Höhle zu Deinen Kollegen Bolsonaro, Erdogan, Putin, Orban, Xi Jinping und wie sie alle heißen.

Guten Appetit, guter Wolf, lass es Dir schmecken!